Viele von Euch waren Krieger, Teil 3, Shaolins

Seit jeher gab es Krieger und Kriegerinnen.
Niemals zählten diese Menschen zur Masse; sie sind und waren „anders“.
Krieger leben ein zielgerichtetes, diszipliniertes, bewusstes Leben. Wie die Geschichte zeigt wurden Krieger für „Sonderfälle“ trainiert und herangezogen. Viele starben auf dem Feld, sie mussten jederzeit mit dem körperlichen Tod rechnen und genau dieses Bewusstsein ließ sie aus dem WuWei (Nicht dies, nicht das) mit intuitiver Sicherheit und Hingabe an die Sache agieren.
Leben hiess sich unschlagbar machen. Im Training und Einsatz gibt es keine Komfortzone und kein „Opfer“.
Krieger haben den Weg der inneren und äußeren Stärke gewählt und übernehmen zu 100% Verantwortung für Leben und Tod. Krieger sind mächtige Wesen; nicht nur körperlich sondern vor allem mental.
Sie wurden als Götter, Göttinnen oder Heilige verehrt, eben nicht: „Masse“.

Master hat öfter kurz auf die Kampfsportkünste hingewiesen, er musste das auch betrieben haben. Master war einer, der Elite trainieren wollte und daher auch kein Pardon in der Sache kannte. So begann ich, mich für die Shaolins zu interessieren.

Ich will hier auf ein paar Dinge eingehen, die manche vielleicht nicht wissen:
Kurz zur Geschichte:
Shaolin war und ist ein buddhistischer Mönchsorden in China und gleichzeitig der Geburtsort des Chan – Buddhismus. Kampfkunst ist Teil der Buddhistischen Praxis.
Der indische Mönch Bodhidharma kam um 527 n.Chr. in das Kloster und unterrichtete die Mönche in Kampfkunst, einerseits um ihre Körper zu stärken, die vom vielen Meditieren schwach geworden waren und brachte anderseits die Philosophie des „Wu-DE“ (Kampfmoral) ein, welche die Mönche zu Disziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben mahnte. Da sich in der Praxis zeigte, dass die so Trainierten auch erfolgreicher bei der Selbstverteidigung waren, begann man die Übungen auszuweiten.
Der Shaolin Tempel ist das einzige Kloster, das Kampfmönche hat.
Dies ist auf die Befreiung des Prinzen Li Shimin durch die Shaolin Mönche aus feindlicher Gefangenschaft zurückzuführen. Li Shimin, welcher später zum Kaiser gekrönt wurde und als der beste Herrscher Chinas bis heute beliebt ist, verlieh den Mönchen von Shaolin große Ehren.
Aus Dankbarkeit gab er dem Kloster die Sondergenehmigung, dass ab diesem Zeitpunkt offiziell Kampfmönche ausgebildet und dort leben durften.
Das Kloster entwickelte sich in der ersten Zeit der Tang-Dynastie (618-714) zu einer buddhistischen Hochburg in China.
Mehr als 2.000 Mönche lebten dort.
Damit wurde das Kloster zum Ausgangspunkt für die Verbreitung des Chan-Buddhismus in ganz China und Ostasien.

1368-1644 lebten sogar bis zu 2500 Kampfmönche dort.
Immer wieder wurden sie angegriffen, der Tempel zerstört, geplündert und neu aufgebaut.
Unter Mao Zedong 1966 wurde der Tempel zerstört, die Mönche vertrieben und verfolgt. Die überlebenden Mönche gründeten Klöster und Tempel in anderen Ländern, die sich ebenfalls Shaolin nannten. Nur ganz wenige Mönche lebten noch in den verbliebenen Ruinen.
Erst 1982 ließ man seitens des Staates den ursprünglichen Tempel wieder aufbauen, nachdem der Westen aufmerksam geworden war und filmen wollte und erlaubte buddhistischen Mönchen auch, wieder zu leben und zu praktizieren.

Das Wu (Kampf) De (Moral) bildet bei den Shaolins das grundlegende Regelwerk.
Kampf ist nur zur Selbstverteidigung erlaubt. Die Kampfkunst zeichnet sich durch „Gesundheitserhaltung, Fähigkeit zur Selbstverteidigung und Erkenntnis im Sinne der Erlangung der Lebensweisheit und der persönlichen Entwicklung (Selbsterkenntnis)“aus.

Schüler arbeiten an der Verkörperung von:
3 erwartete Tugenden
5 Tugenden des Handelns und
5 Tugenden des Geistes

3 Erwartete Tugenden sind:

  • Barmherzigkeit und Mitgefühl
  • Selbstbeherrschung
  • Bescheidenheit

5 Tugenden des Handelns (nach außen hin zu leben) sind:

  • Demut, Bescheidenheit, Stolz minimieren
  • Achtung, Respekt vor allen fühlenden Wesen
  • Rechtschaffenheit
  • Vertrauen (sich selbst, vertrauenswürdig sein, Vertrauen lernen) Gerechtigkeit, Verantwortung übernehmen,, Glaubwürdig sein
  • Loyalität, Treue, Gehorsam

5 Tugenden des Geistes (im Innen zu lebende Tugenden)

  • Wille, das Ziel nicht aus den Augen verlieren, Fokus halten, Ausdauer und sich selbst ständig verbessern.
  • Beharrlichkeit, Analyse von Fehlern und lernen aus den Fehlern.
  • Geduld, Dranbleiben, auch wenn man den Sinn nicht er-kennt.
  • Mut, Überwinden der Angst.

Was sehr interessant ist, sind die 3 Pfeiler des Shaolin Systems:

1.Chan (Meditation)
2.Wu (Kampf, Krieg)
3.Yi (Medizin)

Ad 1 : Chan
Aus dem Innen erwächst die ethische Grundlage nach Außen. Chan kommt von dem indischen Dhyana, was Meditation bedeutet; das wurde China zu Chan und später zu Zen.
Und so wunderbar:
„Im wahren Chan bekommen wir keine Antworten auf Fragen, wir verlieren sie. Der Sinn allen Tuns ist es, die ganze Aufmerksamkeit auf das Tun zu legen.“
Kung Fu (harte Arbeit)
kann nur ausführen, wer ruhig und entspannt ist.

Ad 2 :Wu
Hier wird zwischen innerem und äußerem Krieg unterschieden.
Im Normalfall ist der Krieg im Alltag im Innen.
Kampf mit dem Ego, Gedanken, Kampf zwischen Herz und Verstand.
Der Feind liegt in uns!
Kung Fu heisst erforschen des Innenlebens und Transformation desselben. 
Ob der Kampf im Innen oder Außen stattfindet hängt davon ab, wie weit CHAN entwickelt ist. Wird KungFu nur im Außen geübt verkommt es wie das arme Yoga zu einer Sportart.
Geduld und Beharrlichkeit aber führen über viele Jahre zu Erkenntnis, persönlicher Entwicklung und Zufriedenheit die aus dem Innen wächst.

Ad 3: Yi (Energie – Medizin)
Energie folgt der Aufmerksamkeit und da Menschen Familien, Jobs und Verpflichtungen haben kann es passieren, dass die körperliche oder geistige Gesundheit aus dem Gleichgewicht fällt.
Es gibt zwei Formen der Medizin.
Äussere Medizin – etwa Tabletten bei Kopfweh – oder innere Medizin – etwa tröstende oder weise Worte bei Kummer.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin geht man von einer engen Verknüpfung von psychischer und physischer Gesundheit aus, die Vorbeugung von Krankheiten nimmt einen wichtigen Stellenwert ein.
Insbesondere während des Trainings und kriegerischer Auseinandersetzungen und aufgrund des abgeschlossenen Klosterlebens bildete sich notwendigerweise eine umfassende Medizinabteilung in Shaolin heraus. Viele berühmte Ärzte haben im Kloster gelehrt und gelernt.  Methoden der Akupunktur, Moxibustion, An-Mo Massage und des Schröpfens finden Verwendung.
Zu den Spezialgebieten der Shaolin Medizin gehören die Akupressur, die Kräuterheilkunde sowie der Bereich der Ernährungslehre.
Das Hauptziel ist dabei stets, die Ursache einer Krankheit zu beheben statt der ebenfalls notwendigen jedoch nur vorübergehenden Symptombekämpfung.
Auf dem Gebiet der Ursachenbekämpfung gilt die Shaolin Medizin als besonders stark.
Die traditionelle Shaolin Medizin ist ein spezieller Zweig der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin).
Zur Förderung der Gesundheit im mentalen Bereich nimmt die buddhistische Psychologie einen wichtigen Stellenwert ein. Qi Gong ist ein traditionelles System der Gesundheitsförderung und nimmt einen wichtigen Stellenwert im Bereich Yi ein.
Qi Gong bietet sich hervorragend zur Rehabilitation und Krankheitsvorbeugung an; das medizinische Qi Gong war die Ursache der Entstehung von Pranic Healing, wie Master uns wissen ließ .Qi Gong wird auch in fortgeschrittenem Alter oder bei eingeschränkter Beweglichkeit ausgeübt und therapeutisch genutzt.
Sowohl Qi Gong als auch Kung Fu weisen eine enge Verbindung zur Atemlehre auf, welche in der Shaolin Tradition von grosser Bedeutung ist. (Yoga, Buddhistischer Mönch der Begründer). Man weiß von einer direkten Verbindung der Atemfrequenz- und Atemqualität auf die Lebensdauer, wie im Yoga.
Gezielte Regulation der Atmung hat Effekte auf das Schlafverhalten, die Konzentrationsfähigkeit, die Leistungsfähigkeit, die Stimmung sowie auf weitere physiologische und psychologische Prozesse und unserer Gesundheit.

Was bleibt ist: Der Krieger hat, ebenso wie der Yogi sich selbst auf allen Ebenen (körperlich, mental, emotional und vor allem spirituell) im Griff: Die Frage des Seins und des Todes werden mit Gleichmut betrachtet, sie haben größten spirituellen Respekt vor allem Leben und leben friedlich mit sich im Innen und im Außen.
Kriegern ist bewusst, dass der Körper eine Kampfmaschine ist, die man nur dann einsetzt, wenn es nicht vermeidbar ist.
Ich finde das alles ja sehr spannend.

Danke fürs Lesen und bis sehr bald!